Ja, tatsächlich. Ich bin auch mal als Schlager-Heini durch das Land gezogen.
Allerdings bin ich da mehr oder weniger reingerutscht. 😉
Durch die Gründung meiner Event-Agentur bekam ich immer mal wieder Anfragen für Promo-Jobs.
Darunter auch einen Auftrag der Deutschen Post. Hier sollte ich als Moderator, mit einem Team von 2 Mädels, durch NRW touren, und in Form einer Schlager-Karaoke-Show das Werbeblatt “Einkauf Aktuell” promoten.
Ich dachte zuerst, “Oh Gott Schlager”, und wurde direkt ins Kindesalter zurückgebeamt, da ich schon zuhause jeden Morgen lautstark mit WDR 4 von meiner Mutter konfrontiert wurde.
Da ich damals allerdings noch relativ Geldfixiert war, und die Deutsche Post sich auf meiner Referenz-Liste gut machte, nahm ich natürlich sofort an.
Insgesamt gab es mehr als 12 Teams für ganz Deutschland. Von der Auftragsagentur bekamen wir einen Schnellkurs in Promotion, und wurden zu dem Produkt informiert. Dann gab es die Ausstattung für die Promotion-Tour. Ich war hellauf begeistert, denn ich musste einen im 70er Jahre Stil entworfenen roten Anzug mit Schlaghose und gelbem Hemd tragen. Jeder Moderator bekam zudem den Künstlernamen “Sascha Samstag”. Für die Mädels gab es knappe, enge, farblich angepasste Mini-Röcke und Blusen.
Dann noch eine Bühne, Karaoke-Anlage mit Boxen und einen Pavillon samt Transporter. Allerdings mussten wir die Sachen vor jedem Auftritt selber aufbauen. Gut, dass ich mich bereits mit dem Equipment auskannte. Einige andere Teams hatten echte Schwierigkeiten alles anzuschließen.
Fortan zogen wir von einem zum anderen Einkaufs-Center, gaben dort Schlager zum Besten und motivierten die Leute vor Ort mitzumachen. Wir hatten sogar ein eigenes Audio-Intro. Mir klingt es heute noch im Gehörgang “Immer wieder Samstags, kommt Einkauf-Aktuell”.
Vielleicht errätst Du das Original? Ja, genau. Eine Coverversion von Cindy + Berts “Immer wieder Sonntags”.
Da ich bereits im Raum Köln, Leverkusen, Monheim und Düsseldorf seit Jahren meine eigene Karaoke-Show veranstaltete, und in den Städten auch die Promo-Aktion durchgeführt wurde, erkannten mich natürlich einige Gäste, und zu ihrer Belustigung sprachen Sie mich auf den Karaoke-Events nur noch mit Sascha an.
Langsam gewöhnte ich mich an den Schlager und wippte vergnügt mit, wenn ich das eine oder andere Lied auf der Promo-Bühne trällerte. Einigen Bekannten gefiel das wohl so gut, dass sie mir des Öfteren vorschlugen, doch mal einen eigenen Schlagersong zu machen. Ich fand nach und nach die Idee auch ganz witzig.
Was mir ein bisschen in die Karten spielte, war die Tatsache, dass ich schon vor ein paar Jahren einen Musikproduzenten kennengelernt hatte. Ich setzte mich kurzerhand mit ihm zusammen, um über das Projekt Schlager zu sprechen. Normalerweise war er in der Rock-Musik zu Hause, und produzierte einige Songs für Doro Pesch. Aber auch er fand das Abenteuer Schlager extrem spannend.
Wochenlang hockten wir abends im Studio und probierten einiges aus. Ich übte mich im Songtext schreiben, und Chris testete einige Sounds aus. Daraus entstand meine erste Maxi-Single “Viva la vida“. Der Song war geboren. Jetzt fehlte für mich nur noch ein Künstlername. Da mich mittlerweile eh schon fast alle mit Sascha ansprachen, sollte das der Vorname werden. Wir schrieben einige passende Nachnamen auf Zettel, warfen diese in eine Box und zogen einen. Ta-taaaaa, es sollte “König” werden. Somit war mein Künstlername “Sascha König” geboren und wir konnten die VÖ der ersten Single starten.
Mittels Sozial Media und einigen Internet-Radio-Interviews wurde die Promotion vorangetrieben. Nach den ersten Auftritten hatte ich Blut geleckt. Zum Glück musste ich in der ganzen Zeit nur zwei kostenlose Promo-Auftritte machen. Ansonsten gab es immer “Money”. Beflügelt von dem Schlagerhype, und dass wir nach zwei Monaten bereits unsere Produktionskosten wieder reingeholt hatten, wurden immer mehr neue Titel produziert. Wir bekamen über verschiedene Musik-Verlage Songvorschläge und mein Repertoire wuchs stetig an. Songs sollten aber alleine nicht mehr reichen, so versuchte ich selber völlig blauäugig, das erste Musikvideo zu produzieren.
Ja, ja ,ja, ich weiß. Wenn ich mir das Video heute ansehe, ist es mir nicht peinlich, aber ein lautes Lachen kann ich mir auch nicht verkneifen.
Im Laufe der Zeit entstanden so um die 20 Titel, von denen wir 4 veröffentlichten. Zwei als Maxi-CD (ich habe heute noch einige im Schrank), den Rest in allen bekannten Downloadportalen.
Da ich mich nie so ganz für eine Sparte des Schlagers entscheiden konnte, produzierten wir alles querbeet. Von Balladen bis zu Ballermann-Songs. Dank Chris, habe ich in dieser Zeit viel über Produktionen gelernt, und kann heute Musik nach Lust und Laune selber produzieren.
Rückwirkend betrachtet war es eine lustige Zeit, wenn nicht das dumme Gelaber hinter deinem Rücken der lieben Kollegen wäre. Da gönnt einem der andere nicht die Butter auf dem Brot. Hier sind als Produzenten, Management und Musik-Verlage sehr viel Dummschwätzer unterwegs. In dieser Zeit habe ich viel Lehrgeld (mehrere Tausend Euros) bezahlt, da immer viel versprochen, aber selten etwas gehalten wurde.
Deshalb habe ich irgendwann dem Ganzen den Rücken gekehrt, und die restlichen Titel erst einmal auf Eis gelegt. Leider ist dann auch noch mein Produzent ausgewandert, so dass ich dann letztendlich nur noch für mich zuhause Musik gemacht oder auf meinen Karaoke-Veranstaltungen gesungen habe.